In Afrika haben noch nie Olympische Spiele stattgefunden, in Lateinamerika erst einmal, nämlich in Mexiko 1968.
Woran liegt das? Zunächst einmal wurden die Spiele vor über hundert Jahren, genauer 1896, zum ersten Mal ausgetragen, zu einer Zeit also, in der viele heute selbständige Staaten noch Kolonialgebiete waren und kein eigenes Nationales Olympisches Komitee gründen konnten. Erst in den 1950er und 60er Jahren konnten mehr und mehr Länder aus Lateinamerika, Afrika und Asien in die Olympische Bewegung aufgenommen werden.
Erst seitdem schicken diese neu gegründeten Olympischen Komitees Athleten zu den Spielen. Es genügt allerdings nicht, Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee zu sein, um Spiele austragen zu können. Wichtig ist sicher auch eine fest verwurzelte Sportbewegung in dem Land. In dieser Hinsicht haben die europäischen Staaten und die USA einen gewissen Vorsprung. Viele Merkmale wie Verkehrswege, Unterbringung von Athleten, Zuschauern und Journalisten, eine Vielzahl von Sportstätten usw. müssen erfüllt werden, um Olympische Spiele austragen zu dürfen. Vor allem die Finanzierung all dieser Vorgaben, die für eine Organisation notwendig sind, ist ein Hindernis für Städte afrikanischer und lateinamerikanischer Länder.
Wenn das IOC die Spiele an eine Stadt vergäbe, die diese Voraussetzungen nur zum Teil erfüllt, dann würde zwar das Prinzip der weltweiten Verbreitung erfüllt werden, aber andere Werte könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Olympische Spiele sollen z.B. immer absolute Spitzenleistungen bieten; dies geht aber nur in hochmodernen Sportanlagen.
HIER erfährst du mehr über die Anforderungen, denen eine Stadt genügen muss, wenn sie sich um die Austragung der Olympischen Spiele bewirbt.
Es gibt einen Aufgaben- und Pflichtenkatalog des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der Kriterien für die Bewerbung um Olympische Spiele enthält.
Wahrscheinlich vermutest du, dass die Sportstätten an erster Stelle dieses Katalogs stehen. Die beiden wichtigsten Kriterien sind aber Allgemeine Infrastruktur und Beherbergungskapazitäten. Damit sind vor allem Verkehr, Kommunikation, Medizinische Versorgung und Hotels gemeint. Eine Stadt, die Olympische Spiele austragen will, muss über Flugzeug, Bahn und Auto gut zu erreichen sein. Mit der Kommunikationsstruktur ist vor allem gemeint, dass Medien wie Fernsehen, Rundfunk und Presse schnell aktuelle Informationen bekommen und verbreiten können. Schließlich ist es auch sehr wichtig, dass Sportler und andere Teilnehmer medizinisch versorgt werden können. Zuschauer, Journalisten und andere müssen außerdem in Hotels untergebracht werden können. Derzeit müssen 45.000 Hotelbetten nachgewiesen werden.
Erst die zweitwichtigsten Kriterien sind Olympisches Dorf, Sportanlagen und Transport. Hier geht es um die Unterbringung der Athleten, die Stadien und Hallen und deren Erreichbarkeit.
Übrigens: der Umweltaspekt spielt im offiziellen Anforderungskatalog nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist er bei der Bewerbung sehr wichtig, da die Öffentlichkeit, besonders natürlich die Einwohner der Bewerber-Stadt, darauf achten, dass die Spiele umweltverträglich organisiert werden. Entsprechende Proteste der Bevölkerung können durchaus auch Einfluss auf die Chancen der Bewerbung haben.
(Harald Bortz, 27.03.2003)
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